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Dr. Barbara Leicht    I    fortune concrete    I    Die Farben des Glücks

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In seiner Serie „Die Farben des Glücks“ hat Waldemar Bachmeier ein System entwickelt, das nicht an einem mathematischen Theorem anknüpft, sondern am Prinzip des Zufalls festhält. Er widmet sich der Zahlenreihe eins bis 49 der Lotterie „sechs aus 49“. Im Lottospiel, hoffen tausende von Menschen Woche für Woche die richtige Zahlenkombination getippt zu haben, die ihnen zu Glück und viel Geld verhilft.

Bachmeier nimmt noch die siebte, die Zusatzzahl dazu, um noch mehr Möglichkeiten zu erhalten. Der Spieler hat die geringe Chance von 1 zu etwa 140 Millionen, dass seine Zahlen als die sechs Richtigen zufällig gezogen werden – Lotto bedeutet Schicksal und Los. Waldemar Bachmeier ordnet in den „Farben des Glücks“ jeder der 49 Zahlen einen Wert aus dem RGB –Farbraum zu und erhält ein spezifiziertes Farbschema für seine Werkreihe. Die Farben wandern von der Zahl eins, gleichbedeutend mit Gelb über Orange über Rot, treffen in der Mitte bei der Zahl 25 auf ein Grau und laufen zurück über Blau und Grün zu Gelb. Das Grau könnte man als eine Art Bildrauschen beschreiben, denn im virtuellen RGB- Farbraum sind die Farben nicht mischbar, da keine physikalischen Farbkörper vorhanden sind. RGB bedeutet, dass Licht in den Farben Rot, Grün und Blau die Erscheinungen bestimmt.

Die Zahlen werden hierarchisch ungeordnet, in Reihenfolge der Ziehung als gleich breite horizontale Streifen von oben nach unten gruppiert. In der Werkreihe hat sich Bachmeier dogmatisch diesen sieben aus 49 unterworfen und die 49 als Kantenlänge seiner Quadrate in Zentimetern zugrunde gelegt.

Die Form des Quadrats beruft sich wiederum auf die Form eines Spielfelds auf dem Lottoschein und auf den schematisiert dargestellten RGB- Würfel, der alle Farben dieses Spektrums im Verlauf beinhaltet.

Bachmeier zeigt in seinem Projekt „Die Farben des Glücks – 2012“ alle 104 Ziehungen des Mittwochs- und Samstagslottos vom 4. Januar 2012 bis zum 29. Dezember 2012. Die Kombinationen werden ästhetisch materialisiert und durch Malerei sichtbar gemacht. Parallel zu diesen 104 Bildtafeln werden auf einem Monitor die Farbcodes der Gewinnzahlen aus den Ziehungen seit 1956 gezeigt. Speziell zu diesem Zweck hat Bachmeier ein Programm entwickeln lassen, das den Trieb des Homo ludens und seine Hoffnung und sein Streben nach materiellem Glück im virtuellen Raum durch Kunst interpretiert.

Wie auf den Gemälden setzen sich auch in der virtuellen Darstellung die sieben Farbstreifen zu einem Quadrat zusammen. Zusätzlich werden dort auch Titel, bestehend aus der jeweiligen Zahlenkombination und dem Ziehungsdatum angegeben. Die Abbildungen werden nicht in der chronologischen Reihe gezeigt, sondern entsprechend dem Losprinzip in einer zufälligen Abfolge.

Das Schicksal nicht in Worte sondern in Farben und Formen zu fassen, ist Kern dieser munteren, gleichzeitig systematischen und gedanklich wie gestalterisch stringent konzipierten Werkreihe.

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